Dienstag, 4. Juli 2006

Verschollen in der Kartongalaxie

Sie kommen. Ab übermorgen ist es soweit.
Sie werden meine Besitztümer von mir nehmen, werden sie in kleine, braune Kisten stecken und von dannen tragen.
Sie werden alles, was mir liebwert und gemütlich erscheint , deportieren.
Es wird verschollen sein in der Kartongalaxie.

Kennen Sie die Kartongalaxie? Nicht? Das ist jene Existenzebene, in der Gegenstände nur noch in der Fantasie ihrer Besitzer existieren, während sie tatsächlich ein Schattendasein als dunkle Materie in kleinen "braunen Löchern" fristen, aus denen sie - teilweise erst bis zu einem Jahr später - wieder auftauchen, um anschließend als unnütz geworden in die Ebay-Galaxie gebeamt zu werden.

Viele Physiker, Verhaltensforscher und sogar einige namhafte Angehörige des Meppener Institutes für Weltraumperistaltik gehen davon aus, dass sich die Kartongalaxie nur einige Subraumebenen von einschlägig erforschten Astralebenen entfernt befindet. Da wäre zum Beispiel die Sockenschubladen-Galaxie, deren kleinste messbare Einheit verlorene linke Socken sind, welche um einen Kern aus verlorenen rechten Socken kreisen. Oder die Telefonnummern-Galaxie, in der die leuchtenden Punkte in der Entfernung Zahlenreihen sind, die andernorts aufgeschrieben und verlegt wurden.

Egal. Auf jeden Fall wird meine kleine Welt übermorgen komprimiert, transportiert, sortiert und in neue vier Wände in der finsteren Provinz drapiert. Kapiert? :)

Und Provinz meine ich auch so. Ein rauschendes und vor Leben überschäumendes 1900-Seelen-Dorf im Landkreis Harburg wird durch B. und mich als Neubürger eine Bevölkerungssteigerung um 0,001 % erfahren. An der freundlichen Aufnahme bestehen kaum Zweifel.

Die Eingeborenen wirken aufgeschlossen und den Glasperlen der Konversation zugetan (bis auf die Pferdebremse, die heute einen Selbstmordanschlag auf meine blanke Wade verübt hat).

Die unmittelbaren Nachbarn versprechen interessant zu werden. Wies man mich doch gleich lächelnd und herzlich darauf hin, dass lautes Singen oder Schreien in der näheren Umgebung unserer neuen Wohnstatt ganz normal sei ... das sei nur der "Vater" ... der sei demenzkrank. Kaum vernommen, joggte ein Mittfünfziger hinter einem Golden Retriever her durch den Nachbarsgarten und anschliessend - ohne Hund aber in selbem Tempo - wieder zurück. So liefe er immer. Wenn er übrigens mal überraschend auf unserer Terasse säße ... einfach zurückschicken ...da sitzt er nur so gern, weil er sich früher da immer so gut unterhalten hat. Aha.

Und die Nachbarin über uns ... die sei ein wenig komisch und ob die den Müll nicht immer heimlich ... und gelegentlich, da guckt sie in die Fenster ... aber man wolle ja nicht lästern. Das verspricht unterhaltsam zu werden.

Die "komische" Nachbarin widerrum wirkt ein wenig altjüngferlich und kam in einem späteren Gespräch quasi gleich auf das Wesentliche. Von ihrem ehemaligen Geschäft für Innendekoration in S. und ihrer Neumitgliedschaft bei den Schützinnen und im Landfrauenverband, räsonierte sie verzugslos und unaufgefordert darüber, wie erfolgreich sie bei den Weight-Watchers abgenommen hätte und wie wohl sie sich nun fühle (ich werde den Verdacht nicht los, das Sie mir unterschwellig irgendetwas sagen wollte...). Die Kalorienkiller-und-Punktezähler-Laudatio brach abrupt ab als ich lakonisch anmerkte, dass ich jedem gratuliere der mit sich und seiner Ernährung im Einklange lebe. Ich persönlich würde ja die Präferenz-Diät machen. Auf Nachfrage erläuterte ich mein System: "Ich esse einfach nichts, was mir nicht schmeckt."
Sprachs und entschwand nach freundlichen, wenngleich bestimmten Abschiedsworten in den Bau- und Gartenmarkt, um die Grüner-Daumen-Erstausstattung zu erwerben.

Falls sich also jemand wundert, warum ab übermorgen hier erstmal wenig steht: Ich bin verschollen in der Kartongalaxie, wurde ein Opfer der Weight-Watcher-Fraktion des Landfrauenverbandes oder ich ich sitze mit dem dementen Nachbarsvater vorm Haus und trinke Kaffee ... vermutlich die beste der drei Alternativen.

Vielleicht jedoch ... und nur vielleicht ... lasse ich es mir in unserem neuen Heim einfach gut gehen...

Montag, 3. Juli 2006

Gelesen und nachgedacht: Sommer

Sommer ist die Zeit, da die Tage hinwegtropfen wie der Honig vom Löffel.

(Wallace Stegner)

Sonntag, 2. Juli 2006

Traumdeutung

Sonntag, halb Zehn in Deutschland.
Nach dem Aufstehen. Sonnenschein, 22 Grad. Zum Glück nur noch recht "milder" Ohrenschmerz. Ich kann schon fast wieder geradeaus denken.

B. hatte einen Traum ... mit Starbesetzung.
Sie schildert ihn wie folgt: Ein Bett vor ihr, auf dem Thomas D. von den "Fantastischen Vier" liegt. Sie legt sich mit einem Besen in der Hand auf ihn (ihrer Aussage nach völlig asexuell) und merkt an "Ich habe einen Besen."
Daraufhin er:"Cool!".
Szenenwechsel. Auswahlsituation.
Thomas D. zu einem nicht weiter genannten Traumkomparsen:
"Ich will DIE DA mit dem Besen! Die ist cool!"

So. Nun sitze ich hier mit dieser Szene.
Eindeutig zu viele Fragen für Sonntags, halb Zehn in Deutschland:
Könnte das heissen, dass B. bei den "Fanta 4" mal so richtig aufräumen will? Das Phallussymbole mit Reinigungscharakter positiven Einfluss ausüben? Oder sucht Sie einfach nur die Anerkennung von Stars ob Ihrer Qualifikation als Reinigungskraft?