Mittwoch, 30. August 2006

Julchen, Fabian und Balko

LärmNeben meinem Büro ist ein Kindergarten.
Die Kindergärtnerin ist, mit einer Stimme, die einen Erwachsenen zu einem Amoklauf treiben kann, dabei ihre Meute (die meisten davon scheinen den Namen „Nein“ zu tragen)zusammenzutreiben.
Eines jedoch vorneweg: Eigentlich habe ich nichts gegen Kinder. Allein die geballte Geräuschmasse der lärmenden Nachkömmlinge lässt die Erträglichkeit meines Tages um ein bis sieben Stufen sinken.
Justament zeigt sich einer der Schutzbefohlenen leicht ungehalten über die mündliche Petition der Kindergärtnerin: „Julchen, Fabian, Balko ... wir wollen jetzt reingehen!“.
Ein Wehgeschrei, welches einem Wolf in den Bergen Tanssylvaniens das Fell sträuben würde, hebt an.

Ruft die UN! Reinhold Messner! Amnesty International! Hier werden Menschen unterdrückt!
Es dauert ungefähr vier Minuten (gefühlte zwanzig, in denen ich über die Produktvorteile handelsüblicher Knebel nachdachte), um den Zustand nur mittelmäßiger Geräuschbelästigung wiederherzustellen.
Nun beginnt „Balko“ (welcher Mensch, der nicht sein halbes Leben vor der Flimmerkiste verschwendet hat ....aber lassen wir das....) mit seinen bestimmt vier Jahren sein Verhandlungsgeschick zu testen:
„Ichkommenurreinwennichnvanülleeiskriege!“.
Hier - so denke ich - ist Nachhaltigkeit und Standfestigkeit gefragt, um dem Kinde zu verdeutlichen, dass im Leben nicht jede Situation zu eigenen Gunsten entschieden wird. Ich falle fast vom Stuhl als ich ein „ Na gut ... sollst Du kriegen.“ von Seiten der Bespassungsbeauftragten vernehme. Kurz darauf bricht los, was kommen musste – Julchen, Fabian und der Rest der Meute verlangen –trotz bemerkenswerter und totaler Unkenntnis des Gleichbehandlungsgrundsatzes aus dem Artikel Drei des Grundgesetzes- „auchnvanülleeis“ ... „undeinsmitschokolade!“.
Kurz überlege ich, ob ich das Fenster öffne und der Kindergärtnerin meine nun wenig optimistische Gedankenlage mitteile. Schließlich verzichte ich darauf und sonne mich in dem traurigen Bewusstsein, dass eben jene, demnächst vermutlich hoffnungslos verzogenen Blagen auf Sie zurückfallen werden.

Spätestens wenn Sie als alte Frau um einen Sitzplatz in einem öffentlichen Nahverkehrsmittel bittet und ihr sinngemäß von einem schlecht erzogenen Erwachsenen gesagt wird „nurwennichnvanülleeiskriege!“.

Montag, 28. August 2006

Gescheitert

Medienjunkie hat eine herzergreifende Sammlung jugendlicher Verfehlungen zusammengestellt.

Verdammt ... dagegen war ich ja quasi kriminell.

Ich habe im zarten Alter von sieben Jahren einen - vermutlich wegen Kinderarbeit illegalen - Nebenjob akzeptiert, indem ich einem Bauarbeiter von einem Kiosk eine Schachtel Zigaretten holen sollte und zu diesem Zwecke fünf Mark erhielt. Als man mir am Kiosk schließlich mitteilte, dass man mir Zigaretten nicht aushändigen dürfe, hielt ich den Fall somit für erledigt, habe spontan innerlich gekündigt und -unter Nichtbeachtung aller Absprachen und möglichen Zinsgewinne- lieber das gesamte Vermögen ein MEGAGROSSES Eis investiert.

Als ich - mein krimineller Genius ließ den Gedanken an ein Erwischtwerden gar nicht erst zu - am nächsten Tag mit dem Bonanzarad unbedarft just wieder an jener Baustelle vorbeifuhr, packte mich plötzlich in einem unbeschreiblich rüden Akt der Freiheitsberaubung eben jener geprellte Vertragspartner am Kragen
und schüttelte mich unter Ausstoss inquisitorischer Fragen über den Verbleib seines Geldes oder wahlweise der Zigaretten.

Empört gab ich zu Protokoll, überhaupt nichts zu wissen und verteidigte mich vehement mit der Theorie, es gäbe in der Nachbarschaft einen Jungen, der mir zum Verzweifeln ähnlich sähe und auch ein identisches Fahrrad besäße. Vermutlich sogar ein Zwilling.

Diese Theorie wurde jäh durch meine Mutter entkräftet, die nach Sturmklingeln, Vorzeigen meiner Person und Erklärung des Sachverhaltes zu meiner grenzenlosen Enttäuschung die Geburt jeglicher Zwillinge leugnete und auch angab, mich noch nie mit anderen Kindern der Nachbarschaft verwechselt zu haben.
Welche Schmach. Meine Karriere als böses Genie wurde anschließend nachhaltig durch meine Mutter verhindert, indem sie a.) die fünf Mark zurückzahlte b.) mich für meine Kreativität lobte und c.) mir nach allen Regeln der Kunst den Hintern versohlte.
Kontakte mit der Bauwirtschaft habe ich im Übrigen auch später gemieden.

Dennoch stellt sich die Frage: was hätte noch alles aus mir werden können...?

Samstag, 26. August 2006

Vertäuscht?


Aber vielen Leuten sitzen wir doch länger gegenüber, wir essen und arbeiten zusammen, liegen nebeneinander, wohnen unter einem Dach. Wo ist da die Flüchtigkeit? Doch alles, was uns Beständigkeit, Vertrautheit und intimes Wissen vorgaukelt: Ist es nicht eine zur Beruhigung erfundene Täuschung, mit der wir die flackernde, verstörende Flüchtigkeit zu überdecken und zu bannen suchen, weil es unmöglich wäre, ihr in jedem Augenblick standzuhalten? Ist nicht jeder Anblick eines Anderen und jeder Blickwechsel doch wie die gespenstisch kurze Begegnung von Blicken zwischen Reisenden, die aneinander vorbeigleiten, betäubt von der unmenschlichen Geschwindigkeit und der Faust des Luftdrucks, die alles zum Erzittern und Klirren bringt?

(Pascal Mercier: Nachtzug nach Lissabon)


Ist es das? Ist empfundene Nähe zu einem anderen nur eine Täuschung, danach suchend, uns selbst zu vergewissern, nicht alleine zu sein? Ist Vertrautheit, Intimität nichts weiter als eine Lüge, die uns schützen soll vor der Erkenntnis, mit nichts und niemandem vertraut zu sein, und darüber hinaus nichts und niemandem trauen zu können?

Wie aber soll man es nennen, wenn ein vertrauter Mensch einen Satz beginnt, und man selbst ihn im Geiste zu beenden vermag? Oder wenn man sich von den gegenüberliegenden Winkeln eines Raumes über die Köpfe anderer Anwesenden hinweg ansieht und ein Zwinkern, ein Blinzeln, das Zucken eines Mundwinkels verstanden wird, ohne dass ein Wort gesprochen wurde? Und warum schreckt man zurück, vor allzu großer körperliche Nähe zu einem Fremden, genießt jedoch nackte Intimität mit dem Menschen, der einem nahe steht? Und wie soll man diese Innigkeit nennen, mit der man sich einander an der Hand fasst, ganz selbstverständlich, auf dem Waldspaziergang oder im Treppenhaus oder auf dem Weg, Verwandte zu besuchen? Und was ist es, das einander alles erzählen lässt, sogar die ganz alten Geschichten, welche einem noch heute in der Erinnerung Schamesröte ins Gesicht treiben? Und warum zeigt man sich manchen Menschen mit Schlaffalten im Gesicht und in ausgeleierten und verwaschenen Shirts und anderen nicht? Und warum dürfen einige Menschen über einen selbst lachen und andere nicht?

Wenn Nähe und Vertrautheit nichts weiter als eine Täuschung ist, was ist dann mit der Liebe, mit dem Leben?

Donnerstag, 24. August 2006

Reise ins Ich einer Flasche

„Alles, alles muß hier langsam und verkehrt laufen, damit der Mensch nicht hochmütig werde, damit der Mensch traurig und verwirrt sei.“

So schreibt Wenedikt Jerofejew.
Und selten hat mich Geschriebenes so verwirrt, gebannt, begeistert und zum Grinsen gebracht, wie sein Buch Die Reise nach Petuschki – Ein Poem.
Gut, die Tatsache, dass man das Buch immer nur in kleinen Dosen von bis zu fünf langsam gelesenen Seiten täglich zu sich nehmen sollte, um sich die geistige Gesundheit zu erhalten und nicht dem alkoholisierten Wahn im Inneren des Protagonistenkopfes zu verfallen, ist vorab schon zu erwähnen.

Ansonsten vergnügt man sich, fährt Zug von Moskau nach Petuschki, wobei die Kapitel jeweils nach den Stationsstrecken benannt worden sind (irgendwann muss ich diese Strecke auch mal Fahren), auf denen er sich grad befindet, der Geliebten entgegen, einem lichtgestaltähnlich entfernten Weib in vielerlei Hinsicht.
Dabei wird nicht nur getrunken, sondern gesoffen. Gesoffen, schreibt Wenja, wird in Russland nur so, dass allein die Grammmenge reinen Alkohols zählt. Und alle machen mit. Ist es da ein Wunder, dass fabulöse Gestalten die Reise teilen und ein Schaffner sich auch schon mal mit Alkohol bezahlen lässt?
Allein die Tragik, dass Wenja den Kreml als Moskoviter noch nie gesehen hat, weil er jedes Mal wenn er sich aufmacht, nur betrunken am Kursker Bahnhof erwacht, spricht Bände:
„...Überall heißt es: der Kreml, der Kreml. Das habe ich von allen gehört, aber gesehen habe ich den Kreml nie. Wie oft schon (tausendmal), wenn ich betrunken oder verkatert war, bin ich durch Moskau gegangen, von Nord nach Süd, von West nach Ost, von einem Ende zum andern, doch nie habe ich den Kreml gesehen.
Auch gestern habe ich ihn nicht gesehen, dabei bin ich den ganzen Abend in dieser Gegend herumgelaufen, und so furchtbar betrunken war ich gar nicht, denn nachdem ich am Bahnhof ausgestiegen war, trank ich für den Anfang ein Glas Zubrowka, weil ich aus Erfahrung weiß, dass der Menschheit als morgendlicher Katerschluck bisher nichts Besseres eingefallen ist.
Ja. Ein Glas Zubrowka. Dann - anderswo - ein weiteres Glas, aber nicht Zubrowka, sondern Korianderschnaps. Ein Bekannter von mir sagt, der wirkt auf den Menschen antihuman, das heißt, er kräftigt alle Glieder und schwächt die Seele. Bei mir war es aus irgendwelchen Gründen genau umgekehrt, das heißt, meine Seele kräftigte sich in höchstem Maße, und die Glieder erschlafften, aber ich will zugeben, dass auch dies antihuman ist. Darum warf ich gleich noch zwei Gläser Shiguljowskoje-Bier nach und ein Fläschchen Kölnisch Wasser.

Ihr werdet jetzt natürlich fragen: Und weiter, Wenitschka, was hast du dann getrunken? Das weiß ich selber nicht genau. Ich erinnere mich ganz deutlich, dass ich irgendwo noch zwei Jägerschnäpse trank. Aber ich kann den Sadowoje-Ring unmöglich überquert haben, ohne vorher noch etwas getrunken zu haben. Ausgeschlossen. Also habe ich noch etwas getrunken.

Danach bin ich ins Zentrum gegangen, denn das ist immer so bei mir: Wenn ich den Kreml suche, lande ich unweigerlich am Kursker Bahnhof. Da musste ich ja eigentlich auch hin, nicht ins Zentrum, trotzdem ging ich ins Zentrum, um wenigstens einmal den Kreml anzuschauen. Ich krieg den Kreml ja doch nicht zu sehen, habe ich mir gedacht, und lande gleich beim Kursker Bahnhof.“



Ein geniales Buch, das den Geist fesselt und zugleich befreit. Nastrovje!

Mittwoch, 23. August 2006

Weltverschmerzen

»Woher« fragst du, »dies seltsam fremde Sorgen,
Dies Leid, das in dir schwillt wie Meeresflut?«
Ach, wenn das Herz die reife Frucht geborgen,
Wird Leben Qual, – Wir wissend allzu gut.

Das ist kein Rätsel voller Dunkelheiten,
Ein einfach Leid nur, das sich drängt zum Licht.
Drum schweige, Liebste, such' nicht Heimlichkeiten,
Ist auch die Stimme sanft, o frage nicht!

Frag' nicht, du Törin, Herz voll Klang und Beben,
Lächelnder Mund! – Viel stärker als das Leben
Hält uns der Tod in seinem Netz umfasst.

Lass, lass mich Rausch aus einer Lüge trinken,
In deines Blicks traumseliger Nacht versinken,
Gib mir im Schatten deiner Wimpern Rast.

(Charles Baudelaire, Blumen des Bösen, Semper Eadem)

Die Welt verschmerzen, wenn sie an trüben Tagen des Himmels Grau bleischwer auf die zaghaften Schultern legt. Oder wenn sie an dunklen, stillen Abenden die Schatten an der Wand schwärzer malt als schwarz. Oder wenn sie einen am frühen Morgen bereits beim Aufstehen niederdrückt, so dass der Tag bereits zu Ende scheint, noch bevor er begonnen.

Die Welt verschmerzen, leise grinsend, mit geseufzten Scherzen, und mit kühner Stirn der Fratze trotzen, welche sie uns zuweilen entgegenstreckt. Die Welt verschmerzen, mit allem, was uns inne ist... und dann lauthals lachen, denn am Ende ist´s die Welt, mit ihren üblen Scherzen, an der es ist, solche wie uns zu verschmerzen...

Extreme-Kooperativ-Blogging


Und hier, nach einer langjährigen Tour durch Asien, Europa und die Sub-Kontinente, präsentiert derderdickemann stolz den Zuwachs bei den schon im Titel erwähnten Mit-Leidenden:
mir-elen
Eine liebe Seelenverwandte, die sich nach langer und harter Fürbitte freundlicherweise bereit erklärt hat, meinen Blog unseren Blog mit Ihren Gedanken zu bereichern.
Willkommen und danke, dass Du mich ehrst indem Du dabei bist! Ich wünsche uns wortreiche Zeiten :).

Dienstag, 22. August 2006

Mindmapblogging

Kennen Sie eine Mindmap? Nicht? Auch gut, dann lernen Sie jetzt eine kennen.
Eine Mindmap ist ein Instrument, um seine Gedanken zu ordnen, bevor man an ein Problem herantritt.
Wir werden jetzt gemeinsam nachvollziehen, wie ich z.B. zu diesem Blogeintrag kam. Nehmen Sie einen Stift und ein handelsübliches DIN A4 Blatt. (die Schöngeister unter uns können natürlich auch Büttenpapier, Skriptol und eine Millimeterfeder verwenden; wäre jedoch bei mir Verschwendung – sie sollten mal meine Handschrift sehen).

In die Mitte des Blattes schreiben Sie jetzt das Wort „Blog-Eintrag“ und ziehen (je nach Geschmack) einen Kreis oder ein Oval darum herum. Nun wenden wir uns den hiermit verbundenen Gedanken zu. Machen Sie einen kurzen, leicht geschwungenen Strich nach links oben.
Gut so. Nun schreiben Sie das Wort „Thema“ und umkreisen es. Achten Sie darauf, zum Seitenrand hin noch Platz zu lassen.
Selbes machen wir nun im Uhrzeigersinn von „Blog-Eintrag“ aus weiter und bringen so die Gedanken-Äste „Leser“, „Zeitaufwand“, „Blog-Philosophie“, „Botschaft“ und „Spass“ zu Papier.
Erkennen Sie das System? Genau!
Jeder dieser Faktoren hat Einfluss auf „Blog-Eintrag“ und hat natürlich noch Unteraspekte.
Bei „Thema“ sind diese etwa „Aktuell“, „Faszination“, „Provokativ“, die widerrum davon abzweigen.
Sind Sie noch dabei? Gut!
Setzen Sie jetzt den Vorgang selbstständig für die anderen Faktoren fort und Sie werden einen Eindruck dessen gewinnen, was mir durch den Kopf ging, als ich den Blog-Eintrag konzipierte.

Ach ja:
Setzen Sie bei „Botschaft" und „Zeitaufwand“ zum Schluss bitte noch unbedingt die Unteraspekte „minimal“ und bei „Spass“ den Unterfaktor „maximal“ ein.
Ich hatte nämlich eigentlich gar keine Lust, einen Blog-Eintrag zu schreiben.

Montag, 21. August 2006

Reise zur Gemüthlichkeit I: Der schwarze Mann

Der Sommer neigt sich dem Ende entgegen, die Tage werden länger ähhh ...kürzer , alle Kartons sind ausgepackt und wo doch nun ein so großes Wohnzimmer da ist, wächst auch der Wunsch nach Gemüthlichkeit. (Ausserdem lässt der Hinweis auf den Ölpreis ein Verharren in neo-klassizistischen Ölheizmethoden fragwürdig erscheinen). Also flugs überlegt, wie man beides kombinieren möge.
Heureka! Ein Kamin muss her.

Schließlich ist der Drang, ein kuscheliges Feuer zu entfachen in jedem zweiten Feuerwehrmann und in fast jedem Eigenheimbesitzer verankert.
Und heute erfolgt ein erster Schritt auf dem Weg zur eigenen Brandbox in den Wohnräumen. Ein Gespräch mit dem schwarzen Mann Schornsteinfeger, der mir hoffentlich Positives verkündet und mir in die eifrig wartende Feder diktiert, was mir -neben vielleicht einer Tonne Kaminholz- noch so alles fehlt.

Freitag, 18. August 2006

Sonne auf der Nase

Hmm. Da sitze ich nun an meinem Schreibtisch im Büro und muss gestehen, ich habe gerade gar keine Lust, der Arbeit vor mir Herr zu werden.
Schließlich scheint die Sonne durchs Fenster und mir über den Monitor hinweg ins Gesicht. Und wie lange das noch so sein wird, wer kann es sagen?.

Na ja. Eigentlich kann es jeder sagen. Genau um zwölf, wenn ich meine vierzig Stunden voll habe und gehen will, wird sich vor mir die Sintflut abspielen. Alte Männer werden Holzschiffe zimmern und Tiere werden sich geschlechtsgemischt paarweise neben der jeweiligen Baustelle einfinden. So ein Tag wird das werden. Und da frage mich noch einer, warum ich denn wohl keine Lust habe!


Aber immerhin: Ab zwölf ist ja auch Wochenende. Vielleicht vertreibe ich mir die Zeit oder vielleicht vertreibt sie mich ... in die nächste Woche. Ein ewiger Kampf. B. versüßte mir diese Aussicht noch im Bade mit der Ansage: „Ich habe soooo eine lange ‚To-Do’-Liste für uns für Samstag!“ Na gut. Es gibt nichts, was wir nicht ignorieren könnten.

Ich schiebe schon seit drei Wochen vor mir her, dass ich im Garten eine Ausgrabung machen will, um einen mutmaßlichen Brunnen wiederzufinden.


Und hier das Stöckchen, das ich ganz hochoffiziell Yester, Medienjunkie und SirParker zuwerfe:

Was schiebt ihr schon seit mehr als drei Wochen vor Euch her?

Dienstag, 15. August 2006

Gelesen und nachgedacht: Anschauungen

Viele junge Leute ereifern sich heute über Anschauungen, die sie in zwanzig Jahren haben werden...

(Jean-Paul Sartre, 1905 - 1980, frz. Philosoph u. Schriftsteller, hat 1964 den Nobelpreis für Literatur abgelehnt)

Montag, 14. August 2006

Blauer Brief

Nun habe ich die Faxen dick.
Trotz dreimaligen Umziehens hat die Citibank mal wieder irgendwo meine neue Adresse eingekauft und ich werde erneut turnusmäßig mit diesen ach-so-persönlichen Briefen zugeworfen: „Wir haben 4600 € als Sofortkredit für Sie bereitgestellt.“
Sehe ich etwa bedürftig aus?
Warum sollte ich Geld von denen wollen?
Noch dazu bei solchen Zinsen (4.25%mitSternchendaseigentlichheisstichkannverdoppeln).
Und überhaupt: Warum variiert die Summe ständig irgendwo zwischen 4000 und 5000 €. Hat irgendjemand mittels Horoskop und Biorhythmusrechner ermittelt, dass ich zur jeweiligen Zeit diesen Betrag brauche, damit das Chi frei fließt und mein innerer Drache glücklich ist? Seis’ drum!

Ich glaube, ich setze demnächst eine meiner kruden Ideen um und drehe den Spieß um!
Somit würde die Citibank-Privatkundenzentrale dann turnusmäßig ein ungefähr so formuliertes Schreiben in einem Design, das ihrem eigenen möglichst ähnelt, erreichen:

Sehr geehrte Citibank,



Ich habe mich für Sie als Sofort-Referenzkunde bereitgestellt!



Die Vorteile:

- Erheblicher Prestigegewinn durch Publikmachung meiner Kundschaft bei Ihnen,

- Einsparungen für künftig entfallende Werbemaßnahmen, da ich ja Kunde bin,

- Multiplikatoreffekt durch Bekanntmachung meiner Referenzkundschaft auf meiner einschlägigen Internet-Präsenz derdickemann.blogspot.com

- Ehrenwortbasierte Verpflichtung, Ihre Bank mindestens einmal täglich einem Gesprächspartner gegenüber lobend zu erwähnen (beachten Sie in diesem Zusammenhang auch die Möglichkeit, von günstigen Multilob-Konditionen Gebrauch zu machen).


- Einsparungen im Privatkundenmanagement durch entfallende Kosten für die Kontoführung, da ich eine tatsächliche Inanspruchnahme von Dienstleistungen der Citibank nicht beabsichtige.




Günstige Konditionen:

- 4,25% effektive Jahreszins*

- garantierte Zinsstabilität durch festgelegte Berechnungsbasis bis 2014

- steuerliche Vorteile bei der Absetzung als Werbungskosten

- einfache jährliche Kündigungsmöglichkeit


Um mich sofort als Kunde in Anspruch nehmen zu können brauchen Sie sich lediglich mit mir unter der o.g. Adresse oder der folgenden, kostenfreien Service-Email-Adresse in Verbindung zu setzen: .



Mit freundlichen Grüßen



Ihr derdickemann


* Der an mich abzuführende Zinssatz als Anteil v.H., orientiert sich an meinem derzeitigen Bruttojahreseinkommen als Berechnungsbasis .

Der Spass wäre mir durchaus mal fünfzig Euro wert. Vielleicht beißen Sie an?.

Donnerstag, 10. August 2006

Stück Holz im Tiefflug

Heute morgen passierte mich ein Stöckchen im Tiefflug und reflexbetont wie ich bin, sprang ich hoch und fischte es aus der Luft.

Warum bloggst Du?

Weil B. meine Ansichten schon kennt, sich beschwert, sich über die Wiederholungen beschwert und ich denke, jeder sollte das Glück haben...
Für den Weltfrieden.

Seit wann bloggst Du?

Seit April 2006

Selbstportrait?

Ein Schnacker vor dem Herren mit einem zu großen Sendungsbewusstsein. Ich denke ich bin aus einem Grund hier. Nämlich um die Frage nach dem Grund meines Hierseins zu ignorieren und mich ganz dem Genuss des Lebens zu widmen.

Warum lesen deine Leser Dein Blog?

Vermutlich morbide Neugier? Vielleicht gefällt ihnen auch, was sie sehen ... aber ich verliere mich schon wieder in Wunschdenken. Mag nicht jeder die Vorstellung, dass etwas von ihm Erschaffenes anderen gefällt? (Ich vermute immer noch, das das ein Hauptgrund für die Zeugung von Kindern...)

Welche war die letzte Suchanfrage, über die jemand auf Deine Seite kam?

"Kaltsprech". Der Post war komischerweise ein Bringer und gut für 3000 Zugriffe. Der “derdickemann“ hat mich noch mehr fasziniert. Woher kennen die mich? Alles aus mit der Anonymität!.

Welcher Deiner Blogeinträge bekam zu Unrecht zu wenig Aufmerksamkeit?

Ich denke, der Post Nachtgedanken ging zu Unrecht unter, was natürlich zum Großteil daran lag, dass zu diesem Zeitpunkt die Netzgemeinde noch in völliger Unkenntnis meines Schaffensdranges lebte.

Dein aktuelles Lieblings-Blog?

Eindeutig Slippery when wet ! Wenn ich eine Frau gerne mal im richtigen Leben kennenlernen möchte – und sei es auch nur, um Ihre positiven Illusionen von mir zu zerstören – dann um Himmels Willen nicht diese – die mag ich schliesslich. Ansonsten fällt mir immer wieder auf, dass der amüsante Blog des Herrn Spiegelei unverständlicherweise von sträflich wenigen Lesern beachtet wird.

Ich glaube es gäbe noch viele mehr, die es wert sind Beachtung zu finden, aber verdammt ich kann doch nicht meine ganze Linkliste hier beschreiben und schliesslich warum sollte denn jeder von einem Pseudopromi wie mir gelobt werden?.

Welches Blog hast du zuletzt gelesen?

Hmmm ich war zum Mitspülen im Waschsalon ...

Mittwoch, 9. August 2006

The Return of da Dickemann

Nachdem ich just mal wieder an die Tastatur zurückgekehrt bin, will diese kleine Anekdote von der letzten Geburtstagsparty nicht vorenthalten werden:

Ort des Geschehens ist das recht rustikale Vereinsheim eines Kleingärtnervereins (inklusive Panoramatapete im Robin-Hood-Gedächtnis-Wald-Look).

Zwecks Absolvierens einer gemeinsamen Geburtstagsparty kommen zwei Familien zusammen.(Das kann ja schon von vorne herein nicht gutgehen).

Die eine Familie hat einen leicht russischen Einschlag, was den erhöhten Vodka-Konsum auf jener Seite - eine wirklich Durchmischung der Gäste lässt sich den ganzen Abend lang nicht erreichen - erklären dürfte.

Ein harter Kern der anderen Seite - auf der ich auch sitze - hat sich zum gepflegten Kritikgespräch zusammengefunden. Mit anderen Worten: Lästern! Schließlich wähnt man nur sich und seine eigene Seite der Party als Krone der Schöpfung, die richtig einzuschätzen weiss a) wie so eine Party zu laufen hat, b) welche Musikauswahl zu treffen ist und c) wer einzuladen gewesen wäre und wer besser nicht.

Die Überzeugungskraft der hierzu gruppenintern vorgetragenen Argumente steigt indes direkt proportional zur Menge der eingenommenen Gerstenkaltschalen.

Besonders beispielgebend für die mangelhafte Gästeauswahl der anderen Seite erschien uns dieses merkwürdige Subjekt, von dem niemand so genau wusste, ob es sich bei ihm um einen entfernten Zweitcousin des Gastgebers der Gegenseite handelt oder ob er einfach nur mal betrunken eine Party gatecrashen wollte.

Das männliche Subjekt erscheint mit seinen knapp über 18 Jahren in den typischen straßen-glaubwürdigkeits (eng.: street-credibility)- Freizeitlook gewandet, mit einer schräg sitzenden Baseballmütze (eng.: basecap), einem "I wear a Desert Eagle - wanna solve your prob?" - Freizeithemd (eng.:shirt), diversem Goldschmuck (eng.: bling-bling) und schlecht verschnürtem Sportschuhwerk (eng.:sneakers). Als Accessoire zu werten ist hierbei seine maximalgeschminkte Lebensabschnittsgefährtin, die durch Bauchfreiheit wettzumachen versucht, was ihre Kleidung an Qualität zu wünschen übrig lässt (eng.: bitch).

Die Namensgebung unserer Gruppe für diese Teilnehmer ist somit naheliegend: "Homie and his bitch!".

Der Unterhaltungswert der Party steigt für unser Grüppchen nach dem Erscheinen dieses - zweifelsohne als Showeinlage angeheuerten - Paares steil an. Sneakt doch "Homie" immer ganz lässig mit halb geschlossenen Augen und mit einer Hand in der Hosentasche herum. Dies könnte nun zwei Gründe haben. Loser Sack oder lose Hose. In Anbetracht der Beulenhose mit Kniekehlenpotential (eng.: baggypants) wohl eher Letzteres.
"his Bitch" darf sich - derweil vor der Panoramatapete geparkt - mit einem Longdrink in der Hand gelangweilt geben.

Doch dies auch nur, bis "Homie" - nach einigen Vodka - seine Aufmerksamkeit auf den, unweit der Tanzfläche platzierten Laptop mit der Musikauswahl richtet und daraufzugleitet. Die Spannung wächst: was wird der knallharte Ghettoboy der Menge vorwerfen? Wu-Tang oder doch nur irgendein Milchbrötchen (eng.: stupid white guy), das Dr. Dre beim Frisör gecastet hat?. Endlich hat sich "Homie" entschieden!

Unser wackeres Grüppchen bricht stumpf zusammen als die Lautsprecher beginnen "YMCA" zu dudeln. Hier legen "Homie and his Bitch" eine Sohle aufs Parkett. Was eigentlich heissen muss, das "his bitch" mittels Tiefe des Ausschnittes und vermehrter Vertikalbewegung seine Aufmerksamkeit bannt, während wir Nummerntafeln hochhalten um seine minimaltänzerische Leistung zu bewerten.

Den Rest gibt unseren Zwerchfellen die Tatsache, dass Homie kurze Zeit später in leichter Desorientierung zielsicher auf die mit "D" beschriftete Bedürfnisanstalt zusteuert und ungefähr eine Sekunde nach Betreten derselben von zwei resoluten Mittfünfzigerinnen wieder hinauskomplimentiert wird.

Dabei war sein Ansatz nach allem, was er so gezeigt hat doch eigentlich richtig: "D" wie "DA HOOD!".

Donnerstag, 3. August 2006

DIe Provinz, der Dicke Mann und das Internet ...

Da sitze ich nun am ersten Abend, an dem mein Internet wieder funktioniert in der Provinz und denke mir, dass ich nun langsam wieder mal ein Lebenszeichen senden sollte.
Der dicke mann lebt!
Die Kartons sind zu 95% ausgepackt, die Möbel sind aufgestellt und ich plane für morgen nachmittag einen ersten Mähanschlag gegen den mir zugedachten Rasen.

Mittlerweile habe ich drei Listen:
-TD (To Do) in nächster Zeit zu erledigen
- TBD (To Be Done) ... irgend wann mal ...
- NTH (Nice to have) ... vielleicht irgendwann mal..:)


Endlich wieder Internet ... wenigstens eine Verbindung in die Zivilisation...:)

Munter bleiben!!