Montag, 11. Dezember 2006

Zwei arbeitssuchende Frauen, das Diplom und der Katzenhilfsfond...

Nach viel zu langer Zeit wieder ein langes Telefongespräch mit W.

Mittlerweile hatte sie, trotz hoher Verschuldung und Arbeitslosigkeit ihre Brücken hinter sich abgebrochen und war in die Nähe von Hamburg gezogen. Nachdem Sie mit Händen und Klauen wieder einen Job bei einer Zeitarbeit ergattert hat, wird daraus wohl im Januar endlich wieder eine Festanstellung. Ich wünsche es Ihr. Ich habe gesehen, wie sie nach und nach verwelkte, in angenommener Nutz- und Tatenlosigkeit.

Auch bei B. beobachte ich dies gerade . Sie hatte einen Job in Hamburg gefunden, der wirklich vielversprechend aussah und danach sind wir ja in der Kartongalaxie verschollen und zusammengezogen. Nach kurzer Zeit entpuppte sich jedoch ihr Chef zu aller Überraschung als eine cholerische, nachtragende und böswillige Gutmenschenfassade und B.'s Job als "heisser Stuhl" über den in den letzten 12 Monaten drei und in den letzten drei Jahren insgesamt elf Stelleninhaberinnen gewandert sind. Holla! Nachdem man ihr dann auch noch eine eindeutig wüst und eilig konstruierte Abmahnung vorlegte, hat sie - nach langem Überlegen - während der Probezeit gekündigt.

Schließlich konnte ich ihr glaubhaft machen, dass wir eine Durststrecke - man erinnere sich: wer kündigt erhält drei Monate lang gar nichts - dank meiner nicht allzu geringen Bezüge und meines daher einigermassen großzügig bemessenen Dispositionsrahmens, wohl unfallfrei überstehen werden.

Allerdings sehe ich auch bei B. nun den selben Verfall der Moral, der mit der vermeintlichen eigenen Wertlosigkeit einhergeht, die vermutet wird wenn sich nicht zeitnah eine sinn- und anspruchsvolle Beschäftigung findet. Und auch hier blutet mir wieder das Herz, da ich um B.'s vorher so hart erkämpfte Fröhlichkeit weiss. Tägliche telefonische Aufbauarbeit ist mein kärglicher Versuch, hier zu helfen. Telefonisch deshalb, weil ich seit dieser Woche wieder im Studium bin und daher 150 km weit weg.

Ich fühle mich selbst immer ein wenig unzulänglich, wenn ich es nicht schaffe, bzw. geschafft habe , die Traurigkeit meiner beiden Lieblingsfrauen erfolgreich wenigstens für kurze Zeit zu vertreiben.

Immerhin kann ich hier und da materiell unterstützen. Bei W., die derzeit bei der Zeitarbeit nur 30,- € mehr verdient als man mit Hartz IV erhält und in diesem Monat dank einer doppelten Mietzahlung nur noch Geld bis Mittwoch hatte, mit einer kleinen Einzahlung in den "Katzenhilfsfond" (wenn jemand sagt er/sie wolle nichts annehmen, muss man halt' auf Hilfskonstrukte ausweichen wie "Dann kauf Katzenfutter davon, ich wette, die Katzen nehmen es an!"). Bei ist es B schlicht die Übernahme aller unserer Kosten. Es ist nicht das Gleiche wie "echtes" Trösten, jedoch beruhigt mich der Gedanke, ein wenig Sicherheit in eine Welt voll Unwägbarkeiten streuen zu könnnen.

Und abschliessend geht morgen die Diplomarbeitsphase los. Wieder ein Grund ein schlechtes Gewissen zu haben, weil man ja eigentlich im Vorfeld viel mehr hätte machen können. Aber wie es nun mal ist, tanze ich mit meiner Faulheit immer am Rande der Unpünktlichkeit herum und liefere just zum Termin zumeist Annehmbares ab. Nicht auszudenken, wenn ich mich mal richtig 'reinkniehen würde.... aber dazu bin ich wohl zu hedonistisch.

Wieder ein Ausschnitt meines Lebens ... faul, fremdbestimmt, und zu einem Gutteil auf zwei Frauen gerichtet, bei denen ich mich stets frage, wäs wäre wie gewesen, wenn und was kommt noch?

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