Neben meinem Büro ist ein Kindergarten.
Die Kindergärtnerin ist, mit einer Stimme, die einen Erwachsenen zu einem Amoklauf treiben kann, dabei ihre Meute (die meisten davon scheinen den Namen „Nein“ zu tragen)zusammenzutreiben.
Eines jedoch vorneweg: Eigentlich habe ich nichts gegen Kinder. Allein die geballte Geräuschmasse der lärmenden Nachkömmlinge lässt die Erträglichkeit meines Tages um ein bis sieben Stufen sinken.
Justament zeigt sich einer der Schutzbefohlenen leicht ungehalten über die mündliche Petition der Kindergärtnerin: „Julchen, Fabian, Balko ... wir wollen jetzt reingehen!“.
Ein Wehgeschrei, welches einem Wolf in den Bergen Tanssylvaniens das Fell sträuben würde, hebt an.
Ruft die UN! Reinhold Messner! Amnesty International! Hier werden Menschen unterdrückt!
Es dauert ungefähr vier Minuten (gefühlte zwanzig, in denen ich über die Produktvorteile handelsüblicher Knebel nachdachte), um den Zustand nur mittelmäßiger Geräuschbelästigung wiederherzustellen.
Nun beginnt „Balko“ (welcher Mensch, der nicht sein halbes Leben vor der Flimmerkiste verschwendet hat ....aber lassen wir das....) mit seinen bestimmt vier Jahren sein Verhandlungsgeschick zu testen:
„Ichkommenurreinwennichnvanülleeiskriege!“.
Hier - so denke ich - ist Nachhaltigkeit und Standfestigkeit gefragt, um dem Kinde zu verdeutlichen, dass im Leben nicht jede Situation zu eigenen Gunsten entschieden wird. Ich falle fast vom Stuhl als ich ein „ Na gut ... sollst Du kriegen.“ von Seiten der Bespassungsbeauftragten vernehme. Kurz darauf bricht los, was kommen musste – Julchen, Fabian und der Rest der Meute verlangen –trotz bemerkenswerter und totaler Unkenntnis des Gleichbehandlungsgrundsatzes aus dem Artikel Drei des Grundgesetzes- „auchnvanülleeis“ ... „undeinsmitschokolade!“.
Kurz überlege ich, ob ich das Fenster öffne und der Kindergärtnerin meine nun wenig optimistische Gedankenlage mitteile. Schließlich verzichte ich darauf und sonne mich in dem traurigen Bewusstsein, dass eben jene, demnächst vermutlich hoffnungslos verzogenen Blagen auf Sie zurückfallen werden.
Spätestens wenn Sie als alte Frau um einen Sitzplatz in einem öffentlichen Nahverkehrsmittel bittet und ihr sinngemäß von einem schlecht erzogenen Erwachsenen gesagt wird „nurwennichnvanülleeiskriege!“.
Mittwoch, 30. August 2006
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8 Kommentare:
Das Problem ist, dass das Scheitern der vorgeblich ausgebildeten Bespassungsbeauftragten auf uns alle zurückfallen wird, nicht nur auf sie selbst!
Daher: Megaphon an und frischmachen, die Olle!
Man'oh'man. Ein Kindergarten ist auch bei mir gleich nebenan. Nur sind da die Kinder entweder noch zu jung oder schon von vorherein mit Knebeln versorgt (ich habe mir die Örtlichkeit noch nicht näher zu Gemüte geführt).
Die Wahl der Kindererzieherin lag sicher bei der Dame selber. Und: Respekt vor der Entscheidung. Mit so vielen Gören um die acht Stunden am Tag zubringen - ich würde das wohl nicht gebacken bekommen... So viele Nerven hätte ich gar nicht.
Möglich, dass der Junge ein solches Verhalten auch schon zu Hause durchzieht. Oder wäre er sonst auf die Idee gekommen?
Aber das erinnert mich auch immer an gewisse Frauchen mit ihren Hundchen im Park. Bestimmt eine viertel Stunde diskutiert sie mit ihrem Pfiffie, dass sie ja nun gern weiter gehen wollen - während Pfiffie fröhlich am anderen Ende vom Park mit andere Hunden spielt... :-D
Ich wurde letztens Zeuge einer erzieherischen Maßnahme! Ein kleiner Junge, ca 3 J., wollte nicht begreifen, daß er die kleinen Wachtelküken aus dem Schmetterlingsgarten nicht mit nach Hause nehmen durfte. Seine Mutter diskutierte das mit ihm bereits seit 10 min aus (die Wachtelmama ist doch dann ganz traurig....), der Vater stand genervt dahinter (Die Diskussion gabs eben schonmal wegen einer Schildkröte). Als der Spross dann trotzdem wieder nach den Küken griff, hat er den Arsch vollgekriegt. ICH FANDS RICHTIG GUT! Und einige Umstehende auch. Nur die Mutter war entsetzt und der Bengel plärrte: "Papa, du bist sooooo gemaaaaaiiiiin!"
vanilleeis, der junge weiß was gut ist!
und man schreibt das "sie" im satz klein, sonst fühl ich mich dauernd angesprochen, so als Kulturspaßungsbeauftragte
meinvanülleeiskriegensenich
Dastrotzdemneguteideeichgehjetzinkellerundholmirnvanülleis!
sehr intiresno, danke
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